Benjamin Flöhr

Ein traditionalistischer Korandeuter im Dienste des Kemalismus
Elmalılı Muhammed Hamdi Yazır (1878–1942)
Benjamin Flöhr
Islamkundliche Untersuchungen Band 326
Klaus Schwarz Verlag
Sprache: Deutsch
1. Auflage (2015)
Paperback, 563 Seiten
ISBN 9783879974511
Wie ließen sich die laizistische Ideologie Atatürks, der Kemalismus, und der Islam in den frühen Jahren der Türkischen Republik miteinander verbinden?
Wer das spannungsgeladene Verhältnis dieser beiden ideologischen Variablen historisch untersucht, wird unweigerlich auf einen Namen stoßen: Elmalılı Muhammed Hamdi Yazır (1878–1942). Berühmt wurde der islamische Gelehrte für seinen Korankommentar Hak Dini Kur’an Dili (Die Religion der Wahrheit, die Sprache des Koran), der 1925 vom Staat in Auftrag gegeben und in den Jahren 1935–1938 von der türkischen Religionsbehörde veröffentlicht wurde.
Elmalılıs Korankommentar genießt über das gesamte ideologische Spektrum der Türkei hinweg eine grenzüberschreitende Popularität. Im kemalistischen Milieu hat ihm der staatliche „Segen“ zu Ansehen verholfen, denn bis heute steht Hak Dini Kur’an Dili in dem Ruf, auf persönlichen Wunsch Atatürks hin angefertigt worden zu sein. Konservativ-islamische Kreise dagegen schätzen Elmalılı für seine traditionelle Gelehrsamkeit. Elmalılıs Koranübersetzung ist heute in der Türkei in fast jeder konventionellen Buchhandlung erhältlich.
Hier wird das Verhältnis von Islam und Kemalismus bzw. Laizismus in der Türkei am Beispiel Elmalılıs historisch aufgearbeitet. Als einer der herausragenden islamischen Gelehrten des Präsidiums für Religionsangelegenheiten (damals Diyânet İşleri Riyâseti) eignet sich Elmalılı besonders gut, um die komplexen Beziehungen zwischen säkularer kemalistischer Staatselite und traditionellem islamischen Gelehrtenmilieu in der jungen Türkischen Republik zu durchleuchten.
Wie konnten sich islamische Gelehrte in einer Zeit radikaler säkularer Reformen artikulieren? Unter dieser Fragestellung wird Elmalılıs Werk gelesen. Dabei werden vor allem Themenkomplexe ins Auge gefasst, von denen man annimmt, dass sie in diesem politischen Kontext besonders konfliktträchtig waren.